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Fallbeispiel Osteopathie und schmerzhafte Sattellage

Kvistur, Isländer-Wallach: Kopfschmerzen beim Pferd

Der Isländer-Wallach Kvistur wurde mir nach einer langen und sehr ernsthaften organischen Erkrankung vorgestellt, da er immer noch große Bewegungsunlust und andere Einschränkungen zeigte: So konnte er die Hinterhufe nicht geben und nicht galoppieren. Außerdem „knibbelte“ er seit einiger Zeit viel mit dem Maul an allem Möglichen, inklusive dem Mensch herum, war unruhig, wenn man ihn am Kopf berührte und schob häufig seine Oberlippe nach vorne.

Kvistur fehlt seit einigen Jahren das linke Auge, welches nach mehreren Schüben einer periodischen Augenentzündung letzten Endes entfernt werden musste. Damit kam er bisher jedoch sehr gut zurecht.

Nach einer strukturellen Osteopathiebehandlung, im Rahmen derer einige Blockaden sowie myofasziale Verspannungen zum Vorschein kamen (verkipptes Kreuzbein, Atlas und Axis in Flexion nach rechts, untere HWS blockiert und muskulär fest, sowie auch die Brustmuskulatur und linke Kruppenmuskulatur) und sich gut lösen ließen, fühlte ich abschließend noch einmal Cranio Sacral in Kvisturs Körper hinein. Durch den Verlust seines Auges und die massiven Blockaden von Atlas und Axis lag nämlich die Vermutung nahe, dass auch am Schädel des Wallachs einige negativen Spannungen und Blockaden zu finden sein würden. 

Tatsächlich befand sich die rechte Schädelseite in enormer Fülle, während die linke Seite eine große Leere aufwies. Die Motilität der Schädelknochen war stark eingeschränkt. Zudem konnte ein pathologischer und äußerst strammer Faszienzug von der linken zur rechten Schädelseite erfühlt werden. Das Gewebe zeigte also sehr deutlich, dass die rechte, gesunde Kopfseite einige Aufgaben der linken übernehmen musste und somit überlastet war. Es kann oft beobachetet werden, dass sich nach einem traumatischen Erlebnis (hier der Verlust des Auges) die betroffene Körperseite oder Gliedmaße auf quasi „ausschaltet“ d. h. die Wahrnehmung der betroffenen Region usw. durch das Individuum vermindert ist. Parallel geschieht dies auch auf der energetischer Ebene. Beides schien auch bei Kvistur der Fall gewesen zu sein, da sie linke Schädelseite die bereits erwähnte Leere aufwies.

Kvistur arbeitete sehr gut mit obwohl ihn die Behandlung sichtlich anstrengte. Am Ende der Sitzung waren Fülle und Leere der beiden Schädelseiten wieder ausgeglichen, die Motilität der Schädelknochen wieder hergestellt und die Faszien gelöst. Der Wallach gähnte viel.

Osteopathie Kopfschmerz Pferd


Nach ein paar Tagen, in denen der Wallach sehr müde war, berichtete die Besitzerin, dass Kvistur wieder freiwillig mit den anderen Herdenmitgliedern mitgaloppierte, sogar buckelte und insgesamt einen deutlich freudigeren Eindruck machte. Das Knibbeln sowie das Vorschieben der Oberlippe zeigte er deutlich weniger. Beides war vermutlich eine Übersprungshandlung, ausgelöst durch Kopfschmerzen, die aus den Halswirbelsäulenblockaden und den Blockaden und Verspannungen am Schädel entstanden waren. Durch das fehlende Auge wird Kvistur in dieser Hinsicht vermutlich ein Leben lang immer wieder zu Kopfschmerzen neigen. Durch das Bewusstsein dessen, kann man ihm allerdings nun schnell helfen, sobald sich leise Anzeichen für seine Kopfschmerzen (vermehrtes Knibbeln, Oberlippe vorschieben) zeigen. Auch präventive Behandlungen werden ihm in dieser Hinsicht helfen und guttun.