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Die Sehnen des Pferdes II: Schäden, Vorbeugung, Behandlung

Komplexe Physiologische Zusammenhänge 

Die physiologischen Zusammenhänge im Pferd sind komplex. So können unerkannte Blockaden an Zungenbein, Halswirbelsäule und Schultern langfristig zu einem Sehnenschaden führen. Schauen wir uns das Beispiel der Zungenbeinblockade an: Das Zungenbein ist beim Pferd eine knöcherne Struktur, die einerseits mit der Zunge, andererseits mit dem Kehlkopf verbunden ist. Ist es blockiert, also in seinen Möglichkeiten vor und zurück, sowie nach oben und unten zu schwingen gehemmt, ist nicht nur der Schluckakt gestört (was auch weitreichende Folgen haben kann), sondern die vom Zungenbein ausgehende über den Hals bis hinter das Schulterblatt reichenden Muskelketten verspannen. Das Pferd kann nicht mehr frei im Schulterblatt rotieren, der Raumgriff sowie die federnden Eigenschaften der Muskeln gehen verloren, das Brustbein blockiert. Und wieder müssen die Sehnen eine Arbeit leisten, für die sie von Natur aus nicht gedacht sind.

Ein blockiertes Zungenbein ist beim Reitpferd häufig anzutreffen. Gründe sind oft zu eng geschnallte Sperr- und Nasenriemen (was im übrigen auch eine Kieferblockade hervorruft), grobe Einwirkung und zu viel Druck durch das Gebiss und die Reiterhand im Maul und auf der Zunge (und damit dem Zungenbein), sowie ein zu tief eingestellter Hals mit der Nasenlinie hinter der Senkrechten. In all diesen Fällen können Kiefer und Zungenbein sich nicht mehr frei bewegen und blockieren. Psychische Aspekte, wie der Balanceverlust (ein katastrophaler äußerst stressender Zustand für das Fluchttier Pferd, das sicher auf allen vier Füßen stehen möchte), Schmerz und die eingeschränkte Atmung, die durch eine solche Reiterei entstehen, begünstigen durch ein Zusammenbeißen der Zähne und andere Stressmechanismen ebenso die genannten Blockaden und damit zusammenhängenden urphysiologischen Bewegungsmuster.

Eine weitere weit verbreitete Ursache für einen Sehnenschaden ist eine fehlerhafte Hufstellung. Vor allem Pferde mit flachen Hufen, langer Zehe und untergeschobenen Trachten sind prädestiniert für eine Ermüdungsläsion der Sehne. Der Grund ist hierbei in einer Verschiebung des Abrollpunktes durch die zu lange Zehe nach vorne zu suchen: Hierdurch stimmt das Heben-Stütz-Verhältnis nicht mehr. Das Pferd verbleibt mit dem Huf länger als nötig am Boden bevor es über die lange Zehe vom Boden abrollen kann, die Sehnen werden so bei jedem Schritt mehr gespannt als von der Natur vorgesehen, sodass es irgendwann zu einem Sehnenschaden kommen kann.

Auch die korrekte Stellung der Hufe ist von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit der Sehnen. Bei einem flachen, platten Huf beispielsweise, dessen Trachten unterschieben und dessen Zehe zu lang ist und nach vorne zieht, ist nicht nur die Knochenachse von Fesselbein, Kronbein und Hufbein gebrochen, sondern auch der Abrollpunkt zu weit vorne, d.h. der Moment in dem das Pferd den Huf auf dem Boden hat, wird durch die falsche Wickelung des Hufes verlängert und so die Sehnen und Bänder länger pro Schritt belastet, als ursprünglich vorgesehen. Dies resultiert abermals in einer Überbelastung und aus vielen kleinen Microtraumata kann ein großer Sehnenschaden entstehen.

Eine gebrochene Knochenachse bedeutet, dass das Hufbein welches als unterster Knochen des Pferdeskeletts über den Hufbeinträger in der Hornkapsel befestigt ist, durch die unphysiologisch flache Hufkapsel oftmals zu bodenparallel in der Hornkapsel liegt. Dadurch gerät die tiefe Beugesehne, welche an der Unterseite des Hufbeins befestigt ist, unter Stress und kann dort oder an anderer Stelle Schaden davon tragen. Ebenso gerät so die Hufrolle unter Druck, sodass auch hier Entzündungen und andere Überbelastungssymptome auftreten können.

Schaut man all die dargestellten Ursachen energetisch bzw. aus der Sicht der Traditionell Chinesischen Medizin an, so finden sich immer eine Schwächung von Herz Meridian, Nieren Meridian, sowie Leber/Gallenblase, oder eine Kombination aus einigen oder allen dreien. Leber-Gallenblase ist nicht nur für das Horn der Hufe sowie die Versorgung der Sehnen zuständig, sonder auch eng mit den Emotionen Wut und Ärger sowie Hilflosigkeit und Depression verbunden. Pferde, die Dinge leisten müssen, zu denen sie nicht fähig sind, die sich ausgeliefert fühlen oder auch unterfordert, schwächen mit diesen Emotionen Leber und Gallenblase.

Der Herzmeridian zieht zwischen den Hufballen der Vorderhufe nach oben über die Sehnen. Das Herz und das Element Feuer, also Wärme, bilden eine wichtige Verbindung. Zuviel Hitze durch z.B. einen geschwächten Nieremeridian, der als Gegenpart die Hitze des Herzens nicht mehr kühlen kann, kann zu einer energetischen Überlastung der Sehnen an den Vorderbeinen führen oder einen energetischen Unterversorgung der Sehen an den Hinterbeine nach sich ziehen. Denn hier führt der Nierenmeridian von der Mitte der Hufballen an den Sehnen nach oben.

Ist der Herzmeridian geschwächt, werden die Sehnen der Vorderbeine energetisch nicht mehr ausreichend versorgt. Dies kann auch aus emotionalen Gründen der Fall sein, denn das Herz ist u.a. mit der Emotion der Freude verbunden. Fehlt diese im Leben durch unpassende Haltung, fehlenden Kontakt zu Artgenossen, Sicherheit und Liebe, entstehen ebenfalls negative Emotionen, die das energetische Herz schwächen.

Ein weiterer Aspekt für einen verletzungsanfälligen Sehnenapparat können auch Ernährungsdefizite sein. Entweder direkt, d.h. dass die Sehnenstrukturen an sich nicht unterversorgt sind oder indirekt, weil die Muskulatur durch Mängel nicht physiologisch arbeiten kann und sich dies durch die enge anatomische Wechselbeziehung der beiden auf die Sehnen auswirken kann. Auch (chronische) Infektionen können eine Rolle spielen, da der Körper hierdurch  einen Mehrverbrauch an einigen Aminosäuren, Spurenelementen und Co. hat und die Fütterung dem entsprechend penibel angepasst werden muss. Ein Aspekt, der in der Schulmedizin leider bisher sehr wenig Beachtung findet.

Dies sind nur einige Gründe für Sehnenverletzungen, die aber hoffentlich exemplarisch zeigen, dass nicht nur äußere Umstande, sprich Unfälle, ursächlich sind, sondern oftmals die Ursache im System „Emotionen, Pferdekörper und dessen Nutzung“ zu finden ist.

Ein Sehnenschaden erfordert neben Zeit, Geduld, finanziellem Aufwand und Rehabilitationsmaßnahmen die Bereitschaft des Pferdehalters und Reiters seine Reitweise, die altersgerechte Nutzung des Pferdes, seine Geschichte, sowie Haltung, Umgang, Equipment und Hufbearbeitung kritisch zu hinterfragen. Sich bewusst zu machen, dass man seinem Pferd mit seinem Tun unwissentlich oder ungewollt geschadet hat, kann selbstverständlich zunächst unangenehm sein oder gar wehtun. Jedoch ist nur so gegeben aus seinen Fehlern zu lernen und ein besserer Pferdemensch zu werden, der sein Pferd hoffentlich vor einem erneuten Ermüdungsschaden bewahrt.

Braucht ihr Hilfe bei der Suche nach den Gründen für einen vorhandenen Sehnenschaden eures Pferdes, bei der Rehabilitation nach langen Stehphasen oder wollt einfach einen professionellen Blick von außen auf euer Pferd, um etwaige Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und aufzufangen, schreibt mich gerne an.