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Phytotherapie in der TCM

Die Phytotherapie (=Kräuterkunde) stellt in der TCM eine wichtige, bzw. die entscheidende Säule zur Unterstützung der Gesundheit und zur Behandlung von Krankheiten dar. Erste schriftliche Überlieferungen chinesischer Kräuterrezepturen existieren aus dem 3. Jh. v. Chr. Bis heute wurden hunderte Rezepturen entwickelt, die sehr differenziert und spezifisch auf die unterschiedlichsten Krankheitsbilder des jeweiligen Patienten abgestimmt sind. Die chinesische Phytotherapie ist daher eine Wissenschaft für sich und hoch komplex. In der Heimat der TCM sowie besitzen die TCM Kräutermischungen denselben Stellenwert wie hierzulande Antibiotika, Aspirin und co. Ein sehr großer Unterschied besteht jedoch darin, dass die Kräutermischungen nicht erst verschrieben werden, wenn eine Krankheit ausgebrochen ist, sondern meistens vorbeugend agiert wird. Ein chinesisches Sprichwort besagt, dass nur derjenige Arzt ein guter Arzt ist, dessen Patienten erst gar nicht krank werden. Dieses Bewusstsein für die Wichtigkeit des präventiven Handelns mag und mit unserem westlichen Denken erst einmal befremdlich sein („Ich bin nicht krank, also brauche ich auch weder Arzt noch Arznei“), ist jedoch bei genauem Hinsehen durchaus bestechend. Die Traditionelle Chinesische Medizin betrachtet Krankheit als Ergebnis von Disharmonie oder Ungleichgewicht im Körper und betont die Bedeutung präventiver Maßnahmen, um dieses Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. In diesem Kontext spielen Kräuter eine zentrale Rolle, indem sie dazu beitragen, den Körper dort zu stärken, wo er seine Schwachstellen hat, das Immunsystem zu unterstützen und potenzielle Krankheitsursachen frühzeitig anzugehen.

 

Elemente der Kräutermischungen

Eine chinesische, medizinische Kräutermischung besteht meistens aus mindestens drei Heilpflanzen, die sich stets gegenseitig beeinflussen und in Wirkung und Menge genau abgestimmt sind. Dieser harmonische Ausgleich ist entscheidend für die Effektivität der Behandlung. Das sogenannte Kaiserkraut, das als Herzstück der Mischung gilt, ist darauf ausgerichtet, die Hauptursache einer Krankheit oder eine energetische Leere im Körper zu adressieren. Das sogenannte Ministerkraut, das eng mit dem Kaiserkraut interagiert, verstärkt und unterstützt dessen Wirkung. Gemeinsam bilden sie ein kraftvolles Duo, das den Heilungsprozess fördert. Dann gibt es noch das sogenannte Helferkraut oder den Adjutanten. Seine Rolle ist es, unerwünschte Nebenwirkungen der zuvor erläuterten Kräuter zu neutralisieren und/oder sekundäre Aspekte der Erkrankung anzugehen. Es fungiert gewissermaßen als Sicherheitsnetz, das die Therapie stabilisiert und ausbalanciert. Zum Schluss kommt das Botenkraut ins Spiel, das die gesamte Mischung in bestimmte Körperregionen oder Meridiane lenkt oder die Synergie zwischen den einzelnen Kräutern fördert. Es ist wie ein Navigator, der die Heilkräfte dorthin lenkt, wo sie am dringendsten benötigt werden. Kräutermischungen können den Energiefluss harmonisieren, Funktionskreise und Organe gezielt stärken oder spezifische gesundheitliche Probleme ansprechen, indem sie die krankmachenden Faktoren ausleiten und das Gleichgewicht im Körper wiederherstellen. Dabei ist ihre Wirkung vielschichtig und ganzheitlich. Getrocknete Kräuter werden verwendet, um schwächelnde Meridiane/Funktionskreise zu stärken, Qi und Blut (im TCM Sinne) aufzubauen oder ein energetisches Ungleichgewicht auszugleichen. Sie dienen als Kraftquelle, die dem Körper neue Vitalität verleiht. Chinesische Kräuterrezepturen bestehen aus verschiedenen Pflanzenteilen wie Wurzeln, Pilzen, Blättern, Blüten, aber auch Mineralien und tierischen Bestandteilen. Letztere sind heutzutage aufgrund von ethischen Gründen abzulehnen und sollten durch legale Pflanzenteile ersetzt werden. Dem Bild „Das Übel an der Wurzel packen“ folgend, konzentriert sich die chinesische Phytotherapie in hohem Maße auf die Nutzung von Wurzeln und Pilzen, da diese Teile der Pflanze oft eine hohe Konzentration an Wirkstoffen aufweisen. Diese Tiefenwirkung ist charakteristisch für die chinesische Heilkunst. Im Gegensatz dazu spielen in der westlichen Kräuterkunde Blüten und Blätter eine größere Rolle. Die Kräutermischungen werden in der Regel dem Futter beigemischt. Dies geschieht in Form von Tees, Granulaten, Dekokten oder Pillen. Dabei wird die Zubereitungsform nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten ausgewählt. Jedes Kraut, egal ob westlich oder östlich, hat eine ganz spezifische Wirkung, die sich aus seiner energetischen Eigenschaft, seinem Geschmack sowie seiner zugesprochenen Temperatur ergibt. Diese subtilen Unterschiede machen jedes Kraut einzigartig, teilweise jedoch auch vielseitig einsetzbar. Mit Temperatur ist nicht gemeint, dass ein Kraut tatsächlich erwärmt oder gekühlt verfüttert werden muss, sondern die ihm eigene zugesprochene Temperatur, die seine energetische Wirkung definiert. So sind beispielsweise Ingwer und Zimt warm schmeckende Gewürze, die dementsprechend den Körper wärmen und ihn stimulieren.

Kräuter TCM Pferd

Pfefferminz hingegen bringt Kühlung in den Körper und kann dazu beitragen, Hitze zu lindern. Es ist wichtig zu beachten, dass Kräutermischungen, die von der Futtermittelindustrie angeboten werden, zwar bequem zugänglich sind, jedoch nicht immer die optimale Lösung für jedes individuelle Gesundheitsproblem darstellen. Oft enthalten diese Fertigmischungen eine Vielzahl von Kräutern, die breit gefächerte Wirkungen haben sollen, um eine Vielzahl von Symptomen zu behandeln. Solche Mischungen können zwar allgemeine Vorteile bieten, aber sie berücksichtigen möglicherweise nicht die spezifischen Bedürfnisse des einzelnen Tieres. Hustenmischungen etwa enthalten dann meistens sämtliche Kräuter, die irgendwie einen positiven Beitrag zur Lungengesundheit leisten und in irgendeinem Bezug zum Husten stehen. Dies kann wirken, muss aber nicht.


Die richtige Zusammenstellung der Kräuter für Pferde

In der chinesischen Medizin ist das Krankheitsbild chronischer Husten nicht einfach Husten, sondern kann Ausdruck unterschiedlichster energetischer Probleme in den unterschiedlichsten Funktionskreisen/Meridianen sein und der krankmachende Faktor ist je nach Pferd bereits unterschiedlich tief in den Körper eingedrungen. Dem entsprechend kommen ganz unterschiedliche Kräuterrezepte zum Einsatz in denen die Kräuter in ihrer Wirkung explizit auf das vorliegende, individuelle Krankheitsbild des Pferdes abgestimmt sind. Denn – auf ein gut verständliches Detail der ansonsten vielschichtigen Materie heruntergebrochen – ist es kontraproduktiv in ein Pferd, welches bereits viel Kälte in sich trägt durch ein kühlendes Kraut noch mehr Kälte hineinzutragen oder in einem Pferd, welches besonders unter Hitze, also z.B. eine akute Entzündung der Atemwege leidet, diese Hitze durch ein warmes oder heißes Kraut noch mehr anzufachen anstatt entzündungshemmend zu wirken. Auf diese Art und Weise werden zahlreiche Faktoren bei der richtigen Auswahl einer TCM Kräuterrezeptur berücksichtigt, sodass das Verständnis, das Wissen, der Umgang und die Diagnostik zur optimalen Auswahl der passenden TCM Kräuterrezeptur schlussendlich eine sehr komplexe Angelegenheit darstellt. Wenn du also gezielt Kräuter für dein Pferd verwenden möchtest, einen erfahrenen Pferdetherapeuten, Tierheilpraktiker oder Tierarzt zu konsultieren, der sich mit TCM oder westlicher Phytotherapie auskennt und die passenden Kräuterrezepturen und Dosierungen für dein Pferd sinnvoll zusammenstellt und dich engmaschig bei der Therapie begleiten kann.